– 98 Tage nach der Ankunft –
Hallo zusammen,
die erste Schulwoche ist schon wieder rum und ich wollte euch erzählen, was so passiert ist.
Am Montag bin ich um 5:00 Uhr aufgestanden, damit ich 6:10 pünktlich in der Schule sein konnte. Dadurch, dass ich gefühlt die ganze Nacht wach war, war ich gar nicht so müde (das macht nicht wirklich Sinn. Jedenfalls war ich nicht müde :D)
In der Schule angekommen, haben sich die Lehrer auf dem Schulhof versammelt. Manche waren ganz erstaunt mich zu sehen, denn einige wussten bestimmt nicht, dass ich bis Juli bleibe. Eine Lehrerin hat sich aber sehr gefreut, mich wiederzusehen.
Am ersten Schultag war nicht viel los.
Der Schuldirektor hat eine kleine Rede vor allen Schülern gehalten und die Lehrer sollten sich kurz vorstellen. Dazu gehört dann natürlich auch, dass sich die Englischassistentin vorstellt.
Meine Schule ist ziemlich klein, aber dann vor den (ich schätze mal) 200 Schülern über ein Mikrofon unvorbereitet auf Spanisch zu reden, war ein bisschen beängstigend. Ich habe es kurz gehalten und nur meinen Namen gesagt, wo ich herkomme und warum ich an der Schule bin.
Es gibt zwei grundlegende Dinge, die sich geändert haben. Zuersteinmal sind meine beiden Englischlehrerinnen, mit denen ich letztes Jahr zusammen gearbeitet habe, nicht mehr an der Schule. Stattdessen gibt es jetzt nur noch eine Lehrerin, die neu an der Schule ist. Sie ist mir total sympathisch und wir haben die letzten Tage viel miteinander geredet und verstehen uns sehr gut. Ich hoffe, dass der Unterricht mit ihr genauso gut wird.
Sie kann nicht sooo gut Englisch, aber dann kann ich im Unterricht sicherlich behilflich sein.
Aber es war wichtig, dass ich im Lehrerraum mit den anderen Lehrern bin und mich ein bisschen unterhalte, damit sich mich als Teil der Schule sehen.
Außerdem werde ich jetzt nicht mehr die 6. bis 8. Klassen unterrichten, sondern die 9. bis 11. Das liegt daran, dass die Klassenstufen getauscht wurden. Die Kleinen haben jetzt nachmittags und die Älteren vormittags.
Mit den Größeren kann man sicherlich gut zusammenarbeiten, weil sie schon älter sind und hoffentlich besser Englisch können. Allerdings können die Kleinen total süß sein und mögen einen, ohne dass man etwas dafür tun muss. Es kann auch sein, dass die Schüler in der 11. Klasse so alt sind wie ich oder sogar noch älter. Ob sie mich dann so ernst nehmen, weiß ich nicht.
Am Dienstag hatte ich gar nichts zu tun. Die Lehrer müssen ersteinmal viel Organisatorisches erledigen, z.B. die Stundenpläne, und da kann ich nicht behilflich sein.
Am Mittwoch brauchte mich meine Lehrerin für eine Übersetzung. Ich sollte die Schulregeln der Schüler ins Englische übersetzen. Das fiel mir teilweise schwer, denn mir sind für manche Wörter, anstatt den englischen Worten nur spanische Synonyme eingefallen. Es gab auch Absätze, wo ich im Spanischen gar nichts verstanden habe, beispielsweise, als die Schuluniform sehr detailliert beschrieben wurde (Wörter wie „Kordel“, „Naht“ oder „Reißverschluss“).
Am Donnerstag war ich dann schon im ersten Unterricht. Meine Lehrerin und ich haben uns am Anfang vorgestellt und der Rest der Stunde wurde nur geredet, um sich kennenzulernen.
Ein bisschen enttäuscht war ich schon, dass die Schüler mich nicht verstanden haben, als ich mich mit einfachen Worten auf Englisch vorgestellt habe (mein Name, wo ich herkomme, meine Familie, was ich in Kolumbien mache). Dreimal habe ich das auf Englisch gesagt und danach auf Spanisch, was allen einen „Aha“-Moment gegeben hat.
Ich habe jetzt schon einen Stundenplan (den gleichen wie meine Englischlehrerin, da es ja keine andere Lehrerin gibt). Daran wird sich aber bestimmt noch was verändern, denn bisher sind alle Tage vollgestopft und dafür habe ich Dienstag frei. Außerdem sind die meisten Unterrichtsstunden, Doppelstunden, die dann zwei Zeitstunden dauern und solange können sich die Schüler nicht konzentrieren. Deshalb hat meine Lehrerin den Wunsch, dass es mehr Einzelstunden gibt (eine Zeitstunde).
Am Freitag hatten wir dann die erste Reúnion im neuen Jahr. Es wurden eininge organisatorische Angelegenheiten und nochmal das Thema „Sicherheit“ besprochen.
Zum Schluss hat Natalia eine kleine Präsentation über Kolumbien gehalten, in der es vor allem um die Verbesserungen in Kolumbien ging, z.B. dass die Kriminalitäts- und Arbeitslosigkeitsrate gesunken ist.
Ich wünschte, dass diese Präsentation mehr Leute gesehen hätten, um zu wissen, dass Kolumbien sich positiv entwickelt.
Das war meine erste Schulwoche. Es dauert bestimmt noch ein bisschen, bis der Stundenplan sitzt und ich in eine Routine komme.
Weisheit des Tages: 5:00 Uhr morgens aufstehen, ist gar nicht so schlimm 😉