100 Tage Kolumbien!

– 108 Tage nach der Ankunft –

Oh man, ich kann es gar nicht glauben. Jetzt bin ich schon solange hier. Eigentlich wollte ich letzte Woche schon diesen Post schreiben, aber ich war so beschäftigt mit der Schule.

In den letzten 100 Tagen habe ich so viel erlebt, wie noch nie zu vor in so kurzer Zeit. Ich habe viel Neues gelernt: spanisch sprechen, offener werden, die kolumbianische Kultur zu schätzen und immer mehr auch meine eigene Kultur.
Ich denke, dass ich mich wirklich positiv entwickelt habe. Ich bin ein bisschen selbstbewusster geworden und tatsächlich zufriedener mit mir selbst, kann besser auf fremde Menschen zu gehen und habe hier so viele nette Menschen kennengelernt.

Zu diesem kleinen Jubiläum wollte ich heute einige Dinge ansprechen, die in Kolumbien anders sind, als in Deutschland.
Nach über drei Monaten habe ich mich an die meisten Dinge schon gewöhnt, denn ich erlebe es jeden Tag.
Aber fangen wir an:

Was ganz offensichtlich ist: die Kolumbianer*innen sind freundlich.
Ich mag Stigmatisierungen nicht, aber ich habe seit meiner Ankunft vielleicht fünf Kolumbianer kennengelernt, die nicht gastfreundlich und offen waren. Die meisten Kolumbianer empfangen einen mit offenen Armen.
Was ich auch neu lernen musste, war wie man sich in Kolumbien richtig begrüßt.
Aus Deutschland bin ich es gewöhnt, fremde Menschen die Hand zu geben. Hier sagt man mucho gusto (ungefähr „freut mich dich kennenzulernen“) und die Menschen meinen es auch so.
Die typische kolumbianische Begrüßung und Verabschiedung ist ein Wangenkuss. Das machen hier fast alle, ob man sich kennt oder nicht. Familienmitglied mit Familienmitglied, Freunde mit Freunden, ich mit den Lehrern, Lehrer mit Lehrern, Schüler mit Lehrern. Fast alle. Eine Ausnahme stellen vielleicht Männer untereinander da. Die geben sich eher die Hand, wenn man nicht gut befreundet ist, weil das sonst missverstanden werden kann.
Anfangs war das für mich sehr ungewohnt, denn bei einem Wangenkuss kommt man einem Menschen schon ziemlich nah. Meine Gastmutter hat mir deshalb am Anfang auch einmal gesagt, dass ich die Menschen richtig begrüßen muss, denn ich habe immer nur die Hand gegeben.

Der zweite Punkt hat etwas mit dem Nationalstolz der Kolumbianer zu tun. Obwohl Kolumbien so ein schlechtes Bild nach außenhin hat, ist man innerhalb des Landes stolz auf die eigene Kultur. Deshalb wird zu fast jedem Anlass die Nationalhymne gesungen. Nicht nur das… Boyaca hat eine eigene Hymne, Tunja und sogar die vielen Schulen in Tunja. Die Hymne meiner Schule gefällt mir sogar sehr gut.
Es werden also viele Hymen gesungen.
Meine Gastfamilie war entsetzt, als ich ihnen gesagt habe, dass ich die deutsche Nationalhymne nicht auswendig kann und es keine Berlinhymne gibt (soweit ich weiß).

Das Nächste, worüber ich sprechen möchte, ist ein wenig ungewöhnlich… und vielleicht eklig…
Die Toilettenrohre in Kolumbien sind sehr eng. Hier verstopfen die Toiletten einfacher und schneller, als in Deutschland. Deshalb macht man das benutzte Klopapier auch nicht in die Toilette, sondern in den Mülleimer. Das hört sich wirklich eklig an, ich weiß. Meine Gastmutter musste mich auch darauf aufmerksam machen. Man ist es einfach so gewohnt, das Papier in die Toilette zu schmeißen. Mir ist zum Glück noch nicht ein derartiges Malheur passiert, aber ich möchte es auch nicht darauf ankommen lassen 😀
So eklig ich es anfangs auch fand, das benutzte Papier in teilweise offene Mülleimer zu entsporgen, das ist mir lieber als ein verstopftes Klo. Mittlerweile finde ich das ganz normal und werde, wenn ich wieder in Deutschland bin, bestimmt den Mülleimer direkt neben der Toilette suchen.

Eine weitere, mir ungewohnte Sache, war die offene Tür. Wenn man in seinem Zimmer ist, dann lässt man Tür immer wenigstens einen Spalt offen.
Ich mag es zum Beispiel gar nicht, offene Türen zu sehen. Fragt mich nicht warum 😀 Aber hier macht man die Zimmertüren nur zu, wenn man schläft oder sich umzieht. Eine geschlossene Tür ist ein Zeichen dafür, dass man nicht gestört werden möchte und die Familie ausschließt.

Wo wir gleich bei dem Thema Zimmer sind.
Ich bin kein besonders ordentlicher Mensch. Merkwürdigerweise mag ich Unordnung überhaupt nicht, aber ich kann nicht wirklich was dagegen machen. Wenn ich mein Zimmer aufräume, sieht es einige Tage später wieder genauso aus, wie vorher. Eh ich dann mal wieder Zeit oder Motivation gefunden habe, das Zimmer aufzuräumen, dauert das ein bisschen.
Die meisten Kolumbianer (gerade meine Gastfamilie) hingegen sind seeeehr ordentlich. Wenn meine Gastmutter mal kurz in meinem Zimmer ist, kann sie auch nicht anders und fängt an, Dinge, die auf dem Boden liegen, aufzuräumen 😀
Die kolumbianische Ordentlichkeit bezieht sich vor allem auf das „Bett machen“. In Kolumbien schläft man nicht mit einer dicken, sondern mit vielen, dünneren Decken. In der Nacht kommen die ganzen Decken durcheinander und jeden Morgen macht meine Gastfamilie alle Decken ab und legt jede einzelne fein säuberlich wieder hin.
Ich lege die Tagesdecke einfach so auf das Bett, dass es aussieht, als würde es darunter auch ordentlich sein 😀

Das waren fünf Punkte, die ich in Kolumbien anders wahrgenommen habe, als ich es aus Deutschland gewohnt bin Deutschland.
Ich habe noch einige Andere gesammelt und werde auf jeden Fall nochmal über die Unterschiede schreiben.

Ich weiß nicht, ob diese Dinge sooo ungewöhnlich sind, denn mittlerweile finde ich das ganz normal.
Was denkt ihr? Kommen euch manche Dinge komisch vor?

Weisheit des Tages: Wenn man in einem anderen Land lebt, gewöhnt man sich wirklich schnell an vorhandene Unterschiede und schon bald kommt es einem ganz normal vor.

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