– 2 Tage nach der Ankunft –
Hallo ihr Lieben!
Jetzt melde ich mich endlich aus Kolumbien.
Ich bin am Samstag gut in Tunja angekommen. Nach einem kurzen (2 Stunden nach Paris) und einem langen Flug (11 Stunden nach Bogotá), wurde ich am Flughafen von Natalia, unserer Mentorin, und zwei Mitfreiwilligen (Ronja und Pauline) abgeholt. Zusammen sind wir dann mit dem Auto nach Tunja gefahren, was drei Stunden gedauert hat, da es viel Stau gab. In Tunja ist es immer schon um 6 dunkel, also sind wir zwischen 19 und 20 Uhr im Dunklen angekommen, wo ich herzlich von meiner Gastfamilie empfangen wurde. Ich habe dann mein erstes kolumbianisches Abendessen gegessen (Reis mit Spiegelei und etwas Ähnliches wie Süßkartoffel), beziehungsweise runtergequält, weil ich vom Flugzeugessen noch so satt war 😀
Da ich noch an die deutsche Zeit gewöhnt war und es dort 4 Uhr morgens war, bin ich ziemlich müde um 21 Uhr ins Bett gegangen.
Tunja ist übrigens gar nicht so kalt, wie alle sagen. Ich schlafe zwar mit vier Decken, die aber alle ziemlich dünn sind. Aber vielleicht hatte ich die ersten Tage auch nur Glück mit dem Wetter.
Gestern am ersten richtigen Tag war ich schon um 5 wach (was in Deutschland 12 Uhr ist) und lag dann noch im Bett und habe über alles Mögliche nachgedacht und auch mit Familie und Freunden in Deutschland geschrieben. Ich habe mich irgendwie nicht wirklich wohl gefühlt und überlegt, ob ich hier wirklich ein ganzes Jahr glücklich sein kann.
Um 8 wurde ich dann zum Frühstück geholt und es gab Rührei mit (süßen) Brötchen und heißer Schokolade, die hier wie echte dunkle Schokolade, nur flüssig schmeckt. Nach kolumbianischer Art habe ich auch ein bisschen Käse reingetan, aber mich bisher nicht getraut viel Käse zu nehmen. Für uns hört sich das doch ein bisschen unappetitlich an.
Nach dem Frühstück habe ich meiner Gastfamilie die Gastgeschenke überreicht und sie haben sich alle sehr gefreut. Vor allem mein Gastbruder hat sich über das Deutschlandtrikot gefreut und es den ganzen Tag angehabt. Mithilfe des Fotoalbums, welches ich mit Bildern aus meinem Leben und Berlin erstellt habe, konnte ich ihnen ein bisschen was über mich erzählen.
Enttäuschenderweise klappt es mit dem Spanisch gar nicht gut 😦 Ich verstehe nur sehr wenig, weil meine Gastfamilie sehr schnell spricht, auch wenn ich sie bitte langsamer zu reden. Aber sie sagen mir immer „poco a poco“, was so viel bedeutet wie „Schritt für Schritt“ und das ich mir keine Sorgen machen soll.
Halb 11 (obwohl um 10 verabredet war :D) sind wir dann zu einer Messe gegangen. Ich habe viele Leute kennengelernt, von denen ich glaube, dass sie alle zu Familie gehören. Die Messe war ganz interessant, aber ich habe wieder nicht viel verstanden. Ich habe dort auch meinen ersten Tinto (kolumbianischer Kaffee) getrunken. Es hat mir aber nicht besonders gut geschmeckt. Zumal ich Kaffee sowieso nicht gerne mag und Tinto wie eine Mischung aus Kaffee und Tee schmeckt, also sehr wässrig ist.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das eine Beerdigung war, bei der wir waren, denn am Ende standen wir vor einem Grab und einige Menschen haben geweint, während ein Priester etwas gesagt hat. Ich habe mich aber auch nicht getraut zu fragen, denn meine Gastfamilie hat es mir bestimmt schon erzählt und ich habe es nur nicht verstanden.
Nach der Messe sind wir nachhause gefahren und ich habe mit meiner Gastschwester „Alles steht Kopf“ auf Spanisch geguckt (was ganz praktisch ist, weil ich den bei meinem Flug auf deutsch gesehen hatte), während sie Hausaufgaben gemacht hat.
Dann gab es Mittagessen (Reis, Nudeln mit Käse, Avocado, Salat mit Tomate und Zwiebel und platanos, was fritierte Kochbananenscheiben sind). Ich konnte endlich wieder super leckeren jugo de lulo (Lulosaft) trinken.
Halb vier kam Ronja zu mir und ich habe ihr mein Zimmer gezeigt. Dann sind wir zum Plaza de Bolivar gefahren mit dem autobús. Meine erste Busfahrt also und das war gar nicht so schlimm, wie ich mir das vorgestellt habe.
Am Plaza de Bolivar (ich würde euch gerne Bilder zeigen, aber irgendwie sind ALLE Bilder auf meinem Handy weg 😦 ) haben wir zwei andere Freiwillige getroffen und sind dann in ein Cafe gegangen, in das später dann noch zwei Freiwillige kamen. Es war schön, die Menschen vom Vorbereitungsseminar wiederzusehen und auch etwas deutsch zu sprechen zwischen dem ganzen Spanisch.
Frieda und ich sind dann noch kurz mit zu Ronja nachhause und ihre Familie war auch total nett und hat uns einen Obstsalat gegeben und wollte unbedingt, dass wir zum Essen bleiben. Schon am ersten Tag habe ich gemerkt, wie gastfreundlich und offen die Kolumbianer sind. Meine Gastmutter meinte zum Beispiel, dass sie jetzt eine neue Tochter hat und ich mich wie zuhause fühlen soll.
Ich bin dann mit Frieda zu mir gefahren, weil ich ein bisschen Angst hatte, dass ich mit meinem Orientierungssinn das Haus nicht finde 😀 Das hat aber gut geklappt. Frieda ist übrigens die Einzige, die bei mir in der Nähe wohnt. Der Rest wohnt wohl eher nördlich, aber ich habe auch noch überhaupt keinen Überblick über Tunja.
Frieda ist dann nachhause und es gab Abendessen. Danach sind noch die Nachbarn gekommen, mit denen ich mich total gut verstanden habe, weil sie auch mehr auf mein schlechtes Spanisch eingegangen sind 😀 Die Tochter der Nachbarn ist ungefähr in dem Alter von meiner Gastschwester. Die Nachbarn sind wohl sehr musikalisch und haben viele Instrumente (leider keine Geige 😦 ) und deshalb werden wir heute mal dahin gehen, damit ich mir das ansehen kann.
Also war gestern ein langer, ereignisreicher Tag, was sich gar nicht angefühlt hat, wie nur ein Tag.
Heute habe ich noch frei beziehungsweise kann die Zeit mit meinen Gasteltern verbringen (meine Gastgeschwister sind in der Schule) und am Mittwoch ist dann mein erster Schultag.
Weisheit des Tages: Niemals zu schnell urteilen!
(Ich hoffe, dass ich das Handybilderproblem noch lösen kann und ihr beim nächsten Mal nicht von so viel Text erschlagen werdet.)
Liebe Jule,
ich bin total begeistert von Deinen Berichten und fiebere schon dem nächsten entgegen! Dann bestimmt mit Fotos. Ich drücke Dir die Daumen!
Renate
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Hallo,
ich wünsche dir auch ganz viel Glück für dein Jahr in Kolumbien!
Achso ein kleiner Tipp am Rande: Der typisch kolumbianische Kaffee wird erst mit dem typisch kolumbianischen Kaffeweißer zum Genuss 🙂
Benjamin
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