– 5 Tage nach der Ankunft –
Der erste richtige Schultag ist geschafft!
Ich muss sagen, dass ich echt ein bisschen k.o. bin, obwohl ich heute noch nicht so viel gemacht habe.
Ich war gestern schon mit Natalia in der Schule um den Rektor und die anderen profes kennenzulernen.
Heute hat mich Natalia um 6:00 zuhause abgeholt und wir sind zusammen zur Schule Libertador Simon Bolivar gelaufen. Das Gute ist: ich laufe nur ungefähr 20 Minuten und kann mir das Busgeld sparen. Das Schlechte: es fühlt sich an, als müsste ich den Kilimandscharo besteigen…
Die Straßen sind sehr steil und teilweise fühlt es sich an, als ob man gleich nach hinten fällt. Ich werde mal Fotos von dem Weg machen.
Der Schulweg ist also ziemlich anstrengend. Hinzu kommt noch, dass die Luft in Tunja dünner ist, weil Tunja auf 2800 Meter Höhe in den Anden liegt und das macht sich beim Steile-Straßen-Laufen besonders bemerkbar, denn nach fünf Metern bin ich total außer Atem. Hoffentlich gewöhne ich mich an die morgendliche Sporteinheit.
Ich bin mit Natalia ungefähr 6:30 in der Schule angekommen und um 7:00 ging die erste Stunde für mich los. Bis dahin habe ich einige Lehrer kennengelernt und die zwei Praktikanten, die zurzeit hier arbeiten. Alle waren total nett und interessiert und so wie ich das mitbekommen habe, bin ich in einem lustigen Kollegium.
Noch bevor der Unterricht begonnen hat, wurde ich von allen auf dem Schulhof angestarrt und schnell hat sich eine kleine Traube um mich versammelt mit kleinen, ein wenig frechen Jungs. Sie haben mich viel gefragt und einer der ersten Fragen war auch, ob ich einen novio (Freund) habe.
Die erste Stunde war inglés (Englisch) in einer siebten Klasse mit einer Lehrerin, deren Namen ich leider nicht mehr weiß. Am Anfang der Stunde habe ich mich vorgestellt. Den Rest der Stunde saß ich vorne auf dem Lehrerstuhl und habe zugeguckt, wie die Lehrerin den Unterricht gestaltet hat. Zwischendurch ist sie auch mal rausgegangen und ich war mit einer Horde pubertärer Jungs alleine und wusste gar nicht richtig, was ich machen soll, weil jeder im Raum rumgelaufen ist und alle sich unterhalten haben. Die Lehrerin hat aber keine Aufgabe gestellt, deshalb habe ich gar nicht erst versucht mich gleich in der ersten Stunde unbeliebt zu machen, indem ich ihnen sage, dass sie leise sein sollen.
Nach dieser lauten Stunde gab es eine lange Pause, die fast zwei Stunden gedauert hat. In der saß ich mit einigen Lehrern in der Cafeteria und habe einen Tee getrunken und einige Fragen über Deutschland beantwortet. Ich wurde zum Beispiel gefragt, was denn die Hauptstadt von Deutschland sei.
Ich bin nach der Pause mit einer anderen Lehrerin mitgegangen. Sie hatte literatura in einer achten Klasse. Wieder nur Jungs… Alle waren ein bisschen älter und ich wurde noch ein bisschen mehr angestarrt, aber daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen.
In der Stunde haben die Schüler mit Samsungtablets aus einem Schrank (ja, Kolumbien ist gar nicht so unterentwickelt!) gearbeitet und sollten auf Englisch ihre „goals for the future“ schreiben. Ich saß wieder nur rum und hab gesehen, wie die Lehrerin mit den ungefähr 40 Schülern überfordert war.
Am Ende konnte ich aber doch ein bisschen helfen, denn einige Schüler sind auch zu mir gekommen und haben gefragt, ob sie ihren Text richtig geschrieben haben oder was ein Wort auf Englisch bedeutet.
Mein kleiner Erfolgsmoment war in dem Augenblick, als ein Junge (der mich öfter um Hilfe gefragt hat) nachdem ich ihm etwas erklärt habe: gracias, profe gesagt hat. Das hat mich glücklich gemacht und vor allem habe ich mich nutzvoll gefühlt 🙂
Morgen werde ich mir meinen horario (Stundenplan) erstellen und dann läuft alles hoffentlich ein bisschen geregelter.
Leider sind in zwei Wochen schon Ferien für fast drei Monate, das heißt ich habe nicht viel Zeit, um mich einzugewöhnen 😦
In Zukunft würde ich auch gerne mal mit Mädchen zusammenarbeiten, weil ich denke, dass ich mit ihnen besser umgehen kann. Das war wohl Zufall, dass ich heute zwei reine Jungsklassen „abbekommen“ habe.
12:30 bin ich dann nachhause gelaufen, habe Mittag gegessen und dann erstmal eine Pause gemacht, denn ich war, obwohl ich noch nicht viel gemacht habe, sehr erschöpft.
Weisheit des Tages: Klassen in Deutschland erscheinen mir auf den ersten Eindruck kleiner, ein wenig disziplinierter und ruhiger 😀
Mensch Jule dein Leben könnte nicht aufregender sein 🙂
-Krisitna
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