Zwischenseminar in Moniquirá

– 54 Tage nach der Ankunft –

Hallo, ihr Lieben!

Nach einer Woche Urlaub in Cali melde ich mich zurück aus Tunja. Ich bin am Dienstag mit Pauline gut angekommen und werde in den kommenden Tagen von unseren Erlebnissen und Eindrücken berichten.

Heute erzähle ich euch vom Zwischenseminar, dass wir vorletzte Woche in Moniquirá, ca. eineinhalb Stunden von Tunja entfernt, hatten.

Das Zwischenseminar ging von Montag bis Donnerstag. Wir dachten schon, dass es super anfängt, als wir über eine Stunde auf den Bus warten mussten.
Moniquirá liegt ca. ein Kilometer tiefer als Tunja und dementsprechend angenehm ist die Temperatur. Leider regnet es ab und zu in Moniquirá und der Regen ist auch nicht an uns vorbeigegangen.

Wir waren in einem Hotel untergebracht, das zwei Poolanlagen hatte, die wir in unserer Freizeit gerne genutzt haben.

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Regenbogen mit Poolanlage
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Aussicht vom Balkon

Als wir am ersten Tag alle im Seminarraum versammelt waren, mussten wir, wie auch beim Vorbereitungsseminar, ein lustiges Spiel spielen, zur Freude aller Freiwilligen…

Martin und Natalia hatten auf der Hotelanlage Zettel verteilt und jeder musste seinen finden. Selbstverständlich hat es genau dann angefangen zu regnen.
Als wir alle zusammengelegt hatten, kam Folgendes bei raus:

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Am ersten Abend haben wir nach Martins Idee „Besenfußball“ gespielt. Es gibt zwei Teams die sich gegenüber auf Stühlen sitzen und jeder Spieler hat eine Nummer. Wenn diese gerufen wird, muss er versuchen mit einem Besenstil einen Putzlappen der in der Mitte liegt, vor seinem Gegner in das Tor zu transportieren. Anfangs waren wir nicht sehr begeistert, aber am Ende hatten echt alle Spaß.

Des Weiteren sollten wir auf einen Zettel etwas schreiben, was eine andere Person machen sollte und somit konnte man sich für andere kleine Gemeinheiten ausdenken oder sich selber etwas Gutes tun, indem man sich von jemand anderem etwas wünscht.
Ich habe gelernt, dass das Sprichwort „Was du nicht willst, was man dir tu, das füge keinem anderen zu“ sich bewahrheitet 😀
Für Martin habe ich mir ausgedacht, dass er mit Kleidung in den Pool springen sollte. Als Martin dann meinte, dass jeder das machen muss, was auf seinem eigenen Zettel steht, bin ich kurzerhand selber mit Klamotten im Pool gelandet 😀 Wenigstens war das Wasser angenehm warm.

Zuhause sollte jeder von uns einen Vortrag zu einem vorgegebenen Thema auf Spanisch vorbereiten und diese Präsentationen haben wir in den folgenden Tagen uns angehört.

Mein Thema war „Transkulturalität nach Wolfgang Welsch“, ein sehr spannendes Thema wie ich finde. Es geht darum, wie sich Kulturen miteinander vermischen, wenn sie aufeinandertreffen. Durch diesen interkulturellen Austausch ensteht eine universelle Globalkultur. Andere Themen waren der „Kolonialismus in Kolumbien“, „Berühmtheiten aus Kolumbien“ oder auch das Thema „Umgang mit homosexuellen Paaren in Kolumbien“.

Auch wenn die meisten Themen spannend waren, ist es ein wenig anstrengend 16 Vorträge auf Spanisch in zwei Tagen zu hören.

Am letzten Tag hat Martin das Konzept der fundación ein wenig genauer vorgestellt. Wir haben wieder über den Sinn eines Freiwilligendienstes philosophiert und er hat einige Beispiele misslungener Entwicklungsarbeit genannt. Beispielsweise, wie zahlreiche Kartoffelarten in Bolivien nahezu ausgerottet wurden, weil Entwicklungshelfer den Bolivianern gezeigt haben, wie man mit gleichem Aufwand eine einzige Kartoffelsorte anbauen kann, die dafür größer ist.

Das zeigt, dass viele Menschen aus der westlichen „entwickelten“ Welt mit der Einstellung in „unterentwickelte“ Länder gehen, dass den Menschen dort geholfen werden muss. Schon die Einteilung in „entwickelte“ und „unterentwickelte“ ist problematisch und wurde von den westlichen Ländern vorgenommen. Diese haben eine bestimmte Vorstellung davon, wann ein Land als „entwickelt“ gilt. Auch wenn die Einwohner zufrieden und glücklich sind in ihrem Land, dann leben sie nach „westlichen“ Vorstellungen unter dem Standard.

Ich habe meine Einstellung zum Freiwilligendienst hier in Kolumbien schon sehr geändert. Anfangs dachte ich wirklich, dass ich die Welt ein bisschen verbessern kann. Was mich nochmal besonders nachdenken ließ, war Martins Beispiel. Wenn man einen Freiwilligendienst in Deutschland absolviert, geht man ja auch nicht davon aus, dass man somit etwas in Deutschland verändert bzw. verbessert. In der jeweilligen Einsatzstelle kann man natürlich das Leben einzelner Personen berühren und damit etwas Kleines bewirken.
Ich hoffe, dass man versteht, was ich damit sagen möchte.

Außerdem können Menschen aus der „entwickelten“ Welt sich auch Einiges von den „armen“ Menschen abgucken, beispielsweise wie man einen freundlichen Umgang mit Mitmenschen sich aneignet. Wenn ich Kolumbianern erzähle, dass viele in Deutschland nicht mal ihre Nachbarn kennen, dann sind einige ganz schön entsetzt. Da sieht man, dass die „Industrieländer“ auch nicht perfekt sind.

Nach der vielen Denkarbeit, haben wir Mittwochabend unseren Abschlussabend organisiert. Da wir uns alle in der großen Runde das letzte Mal vor Weihnachten sehen würden, veranstalteten wir eine Weihnachtsfeier. In unserem Hotel war schon alles weihnachtlich geschmückt, aber bei 25 Grad Celsius kann bei mir einfach keine Weihnachtsstimmung aufkommen. (Jetzt gerade versuche ich auch durch Weihnachtslieder mich ein bisschen mehr auf Weihnachten vorzubereiten :D)
Wir haben trotzdem versucht, das Beste daraus zu machen und haben es sogar geschafft, uns Glühwein zu organisieren 🙂

Der hat wie auf einem deutschen Weihnachtsmarkt geschmeckt 🙂
Nebenbei lagen auf einem Tisch kleine Zettel mit Aufgaben, die man durchführen muss. Ich sollte beispielsweise ein Limbospiel organisieren.

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Durch andere Aufgaben, Karaoke- und Tanzeinlagen wurde es zu einem sehr lustigen Abend.

Für Martin und Natalia hatten wir auch mithilfe Lauras Gastmutter ein kleines Weihnachtsgeschenk. Aber nachdem sie uns am ersten Tag über das Hotelgelände gejagt haben, wollten wir ihnen das Geschenk nicht einfach so überreichen. Am Nachmittag haben wir während andere für die Weihnachtsfeier einkaufen waren, uns kleine Aufgaben für die beiden überlegt. An verschiedenen Orten mussten sie Zettelchen mit den Aufgaben finden und diese durchführen. Dazu gehörte die Hebefigur von „Dirty Dancing“ nachzustellen, einen irischen Tanz tanzen, den Martin übrigens nahezu perfekt beherrscht, ein Bierwetttrinken zwischen den beiden und anderen witzigen Dingen. Natalia hat Martin übrigens eindeutig besiegt beim Wetttrinken 😀

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Dirty Dancing
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Wohlverdientes Geschenk

Zusammenfassend hatten wir also einen witzigen Abend und haben in den Tagen uns mehr mit unserem Einsatzland beschäftigt und mit dem Konzept der fundación.

Weisheit des Tages: ein Freiwilligendienst bringt einem persönlich sehr viel, beispielsweise um Land und Leute kennenzulernen, aber als Freiwilliger hat man nicht viel Einfluss um in einem Jahr viel zu verändern.

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